Henri – Der Geburtsbericht

So war es…aus der Sicht vom Mann

Es ist Zeit das Vergangene mal schnell auszuschreiben bevor es in Vergessenheit gerät obgleich man eine Geburt ja nicht wirklich vergisst, aber vielleicht das Drumherum, dass wie es dazu kam, der Weg zur Geburt.

IMG_7225 Wo fängt man an…nun ja am 29.5.2013 waren wir alle nochmal zu einer regulären Vorsorgeuntersuchung im Geburtshaus. Zu diesem Zeitpunkt war der Entbindungstermin ja noch knapp 2 Wochen in der Zukunft und alles war ziemlich ruhig und es sah noch nicht danach aus als ob Henri sich bereits auf den Weg machen würde.
Einzig was Frauenarzt und Hebammen im Geburtshaus meinten war, dass der Kopf des Kleinen festen Bezug zum Becken hat und das ist gut.

Das bedeutet das wenn die Fruchtblase platzen sollte, Silvia nicht mit dem Krankenwagen abgeholt werden muss und ganz normal gefahren werden kann.

Es vergingen zwei Tage und für den kommenden Freitag hatte Silvia sich so kurz vor der Entbindung ordentlich Programm aufgeladen. Vormittags Besuch mit Kindern und Nachmittags dann auch nochmal die Kittler-Kinder mit Mama. Als es dann Abend war meinte Silvia dann das sie eventuell Fruchtwasser verloren hat und wurde Stunde um Stunde unsicherer. Ich bin dann zur großen Apotheke im MTZ gefahren um Fruchtwasserteststreifen zu holen, aber die hatten sowas nicht.

Wieder zu Hause entschied sich Silvia dann doch irgendwann zwischen 22 und 23Uhr die Geburtshaushebamme(Birte) anzuklingeln. Die meinte dann, dass wir vorbeikommen sollen. Also verabredeten wir eine Uhrzeit wann wir da sind und versuchten jemand von unserer Notfallliste zu erreichen der sich um unsere Kinder kümmert.
Susanne versucht zu erreichen…Fehlanzeige. Julia(Feder) versucht zu erreichen…Fehlanzeige. Die andere Julia(Köhl) brauchten wir erst gar nicht probieren, da sie bereits sagte, dass sie nicht kann weil Sebastian am Samstag Morgen nach Indien fliegt.
Also nochmal Susanne angeklingelt und zu Glück erreicht. Zwischenzeitlich hatte ich bei Patrick angefragt ob er im Notfall auch schnell könnte, lieber einen mehr als zu wenig als Backup.
Susanne kam und wir machten uns auf ins Geburtshaus um dann nach gut einer Stunde wieder zu Hause zu sein. Birte hatte Silvia im Geburtshaus getestet und dabei stellte sich heraus das es kein Fruchtwasser war. Sie gab uns Teststreifen mit und eine Flüssigkeit mit der man das vorhanden sein von Fruchtwasser testen kann. Nun gut. Susanne wieder Heim geschickt und wir machten uns dann auch ins Bett.

BÄM…Plötzlich mitten in der Nacht um 1:30 Uhr wachte Silvia erschrocken auf und bat mich das Licht anzumachen. Silvia lag in einer Pfütze irgendwas und was sich sicher das es Fruchtwasser sein weil es so viel war. Ich testete das natürlich und tatsächlich der Teststreifen sowie die Testflüssigkeit färbten sich blau = Fruchtwasser.
Maschinerie wieder angeworfen. Hebamme angerufen und abgemacht das wir wieder ins Geburtshaus fahren und so gegen halb drei da wären. Susanne angerufen die nicht ans Telefon ging. Wieder aufgelegt und nochmal gewählt, da war dann ihr Mann Michael dran der nur kurz und knapp sagte “Susanne ist quasi schon auf dem Weg. Sie zieht sich gerade an und hatte mir nur das Telefon hingeworfen und gesagt geh mal dran”.
Kurz auf Susanne gewartet und dann ab ins Geburtshaus.

Wieder im Geburtshaus angekommen war Birte wieder da und hatte schon die Zimmer vorbereitet. Kerzen angezündet, gedämmtes Licht und was man sonst noch so brauchen kann bei einer Geburt.
Silvia sollte dann erst einmal eine Urinprobe abgeben und dann wurde mal ein CTG geschrieben um zu sehen wie es dem Kind geht und ob sich schon Wehen Tätigkeiten abzeichnen. Zudem musste Silvia auch noch Blut lassen für eine Probe die ich dann mit Birtes Rad gegenüber ins Bürgerhospital brachte. Entzündungswerte müssen bestimmt werden…zur Sicherheit, wegen des Blasensprungs.

Dann sollten wir uns ausruhen was Silvia ein wenig schwer fiel, aber ich konnte ein wenig ausruhen bis wir dann wieder eine Blutprobe ins Krankenhaus bringen sollten. Diesmal zu Fuß und Silvia kam mit. Auf dem Rückweg sind wir beim Bäcker vorbei und hatten Frühstück geholt und dann erst mal im Geburtshaus gefrühstückt.
Es sah zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich nach Wehen aus.
IMG_7230 Mittlerweile besprach sich Birte mit ihrer folgenden Kollegin und der Diensthabenden. Man stellte Silvia einen Wehen Cocktail in Aussicht. Für diesen Cocktail braucht man Zutaten die wir holen sollten.

Aprikosen Direktsaft, Sahne und ein Ei sollten wir holen und das würde dann zusammengemischt werden mit ein bisschen Wodka und Rizinus Öl. Und ich sollte das dann auch probieren, was hab ich mich gefreut.

So ging dann der Vormittag rum und immer mal wieder mit den Gedanken bei unseren Mädels, die das erste zu Hause geschlafen haben und wir waren nicht da am Morgen als sie aufwachten. Susanne erzählte, dass Lena in der Nacht mal wach wurde und weinte weil wir nicht da waren, aber das hat Susanne schnell in den Griff bekommen und Lena war ruck zuck wieder beruhigt. Chiara hat es anscheinend ganz locker genommen und war richtig glücklich als Susanne dann beiden sagte das sie sie mit nach Hause zu sich nimmt.

Währenddessen sah es im Geburtshaus so aus…

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Silvia entspannte sich so gut es ging und hoffte auf stärkere Wehen nach dem ersten Cocktail den sie gegen 12:00 Uhr bekam. Das Zeug war wirklich nicht lecker was auch daran lag das ich absolut kein rohes Ei mag, was da aber drinnen war, und so ging es Silvia auch.
Da soll man die ganze Schwangerschaft nur durch gekochte Eier essen, keinen rohen Schinken, keine Salami, keinen Rohmilchkäse und keine Mettwurst aber dann auf einmal rohes Ei. Wenn es hilft macht man ja so einiges. Es half zumindest ein bisschen vermuten wir, denn auf einmal bekam Silvia etwas stärkere Wehen. Ute fühlte den Muttermund ab und meinte das alles gut sei. Schön weich und ca. 2 cm, also noch 8 cm zu gehen/wehen.
Silvia ging es unterdessen sichtlich schlechter was mitunter auch daran lag, dass das Labor wegen der Blutwerte schlechtere Ergebnisse mitteilte. Die Entzündungswerte gingen etwas hoch was soviel bedeutet, dass wenn sich nicht bald was tut eine Verlegung in die Klinik ansteht. Silvias größter Wunsch war eine Geburtshaus Geburt mit den lieben Hebammen dort.

Ute, die Hebamme, merkte das und fragte Silvia ob sie vielleicht nochmal Wehen fördernde Akkupunktur machen sollen. Britte(Hebamme) war sowieso im Haus und sie ist da die Spezialistin. Gegen drei bekam Silvia dann ein paar Nadeln gesetzt und dann ging es nach kurzer Zeit rund. Der Muttermund war zu der Zeit bei ca. 3 cm. Silvia bekam nun heftige Wehen die auch immer länger wurden und sichtlich weh taten. Ein Traubenzucker nach dem anderen und viel Wasser hatte Silvia zu sich genommen um ihren Kreislauf einigermaßen stabil zu halten, aber es half nicht so gut wie wir uns erhofft hatten. Die Zeit spielte gegen uns.
Es kam der Zeitpunkt als das Geburtshaus und wir entscheiden mussten das es im Krankenhaus weitergeht. Das Geburtshaus darf und kann die Medizinische Verantwortung nur bis zu einem bestimmten Punkt übernehmen. Wenn dieser Punkt vor dem überschreiten steht, dann muss gehandelt werden. Und so hatten wir uns für das Bürgerhospital entschieden da auf Anfrage von Ute dort noch genug Kapazität vorhanden war.

Ein Notarztwagen wurde bestellt und wir versuchten uns relativ Zeitnah für den kurzen Weg fertig zu machen. Es war ein schwerer Weg für Silvia. So hatten wir uns die Geburt nicht gewünscht. Das einige was in diesem Moment gezählt hat war Sicherheit zuerst.
Die Rettungssanitäter brachten Silvia in den Wagen und dann fuhren wir alle zusammen ins Krankenhaus auf der anderen Strassenseite.
Ab da ging alles sehr schnell…die Fahrt ging über Kopfsteinpflaster direkt in die Notaufnahme des Krankenhauses. Von dort schnell hoch in den Kreissaal. Doch was war da los. 6 Kreissäle und alle bis auf einen belegt und dazu noch 3 Frauen am CTG im Gang. Zu wenig Ärzte und vor allem Hebammen. Ute machte die Übergabe mit einer der Krankenhaus Hebammen und Silvia flehte so gut sie konnte Ute an doch da zu bleiben.
Ute fragte bei ihrer Kollegin nach ob es ok ist und durfte noch bleiben auch wenn sie nichts machen darf.
Kaum im Kreissaal angekommen wollte Silvia Schmerzmittel was sie auch prompt bekam was aber eigentlich für die Katz war. Dann schickte man mich runter an die Anmeldung, weil in so einem Krankenhaus muss ja alles seine Richtigkeit haben. Der Mann an der Anmeldung nahm die Krankenkassenkarte von Silvia und fragte mich nach dem Zimmer wo Silvia liegen würde. Ich meinte nur “im Kreissaal, wir gehen dann wieder”. Er wollte im Kreissaal informieren und rief oben an und die Hebamme rief ihm durchs Telefon zu das ich sofort wieder hochkommen soll. Mir rutschte das Herz in die Hose und malte mir schon das schlimmste aus. Totaler Kreislaufzusammenbruch oder noch schlimmer.
Als ich aber im Kreissaal ankam da war klein Henri schon fast draußen. Der Kopf schaute schon raus! Ute feuerte Silvia an und Schwups war unser Baby da. Kaum 20 Minuten waren wir da in dem Krankenhaus.

Gut das Ute geblieben ist, dann was ich nicht mitbekommen hatte war, dass zum Zeitpunkt als Silvia noch komplett angezogen war und es mit Presswehen losging keine Ärztin und keine Hebamme die was machen darf im Zimmer war. Ute stürmte wohl raus um schnell jemanden zu holen während ich noch unten an der Anmeldung war.

Es ist ja zum Glück alle gut gegangen und so konnten wir dann um 18:45 Uhr unseren Sohn bestaunen.

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Es dauerte dann noch knapp 6 Stunden bis wir endlich gehen durften nachdem die Hebamme für Silvia das OK gab und der Kinderarzt bei Henri. Entspannter ist es auf jeden Fall im Geburtshaus ein Kind zu bekommen…